Seattle mit Marcel | 13.10. – 18.10.16
Seattle Seahawks vs. Atlanta Falcons
Diesmal war es keine unverhoffte Lohnsteuerrückzahlung, sondern ein Depp, der mir einen unvergeßlichen Trip ermöglichte. Dieser Depp fuhr hinter mir stehend an einer Ampel-Kreuzung los…dumm nur, daß die Ampel noch rot war und ich einen Mercedes SLK fahre. Und man fährt nicht auf einen Mercedes auf. Der Schaden laut Gutachten war groß, wurde fachmännisch für 500€ repariert. So wurde aus einem kleinen Trip nach London ein großer nach Seattle.
Aber von Anfang an:
Ich hasse es, ins Fitnessstudio zu gehen. Eigentlich bin ich nur meines Sohnes zuliebe da…aber oft genug lustlos. Und jedesmal bekomme ich von ihm zu hören: „Betrachte das doch als Vater / Sohn Zeit. Dann kannst du dich im Alter nicht beschweren, daß wir uns zu wenig gesehen haben.“
Mitte des Jahres wollte ich den Spieß umdrehen und forderte von ihm Vater/Sohn Zeit ein, die mir gefällt. Marcel hatte zwei Möglichkeiten: Entweder zum Wrestling mit mir nach Frankfurt, wenn die WWE dort auftritt, oder zu einem NFL Game nach London…dort spielen die Giants gegen die Rams.
Marcel entschied sich für das aus seiner Sicht geringere Übel…NFL Game in London. Eigentlich ist er als Baseball-Spieler überhaupt kein großer Football-Anhänger, aber wenn , dann ist er Seattle Seahawks Fan.
Ich konnte ihn aber davon überzeugen, daß, nach meiner Erfahrung aus dem letzten Jahr, London eine geile Stadt und das Erlebnis, ein NFL Game, egal welches zu sehen, einfach geil ist.
Der Trip war für Oktober geplant, Mitte Juli wartete ich also darauf, daß Tickets für das Game in London (ca. 100 € pro Ticket) zum Verkauf standen….und dann kam der Depp!!!
Schnell auf die Webseite der NFL, siehe da…in den Herbstferien, ein Tag nach dem Geburtstag meines Sohnes, spielen die Seahawks zuhause gegen die Atlanta Falcons. Schnell Tickets gebucht und bezahlt…die ersten 600€ waren da schon mal weg. Mit Condor zwei sagenhaft günstige Direktflüge nach Seattle gebucht (590€ pro Person) und bei AirBnB ein schönes Zimmer Nähe Downtown Seattle gefunden. Und schon war der 5 Tagestrip als Geburtstagsüberraschung für meinen Sohn zusammengestellt.
Bis zum letzten Tag….nein, bis zur letzten Minute hielt ich ihn in dem Glauben, daß es nach London geht…und ich konnte es an seinem Gesicht noch am Abflugtag ansehen, daß er eigentlich nur mir zu Gefallen mitfliegt.
Der Moment, als ich ihm am Frankfurter Flughafen das Ticket mit den Worten „Wir fliegen nicht nach London“ übergab, der Moment, als Marcel realisierte, das es nach Seattle geht….dieser Moment gehört zu den unvergeßlichsten in meinem Leben.
Der Trip meines Lebens
AirBnB
Das Haus unserer Gastgeber lag optimal in Dowtown Seattle. Die Busanbindung in die Stadt super gut. Das Zimmer extrem sauber, das Badezimmer toll, liebevoll eingerichtet, mit vielen kleinen Details und Aufmerksamkeiten. Ich würde es aber nicht nochmal machen. Man kann sich, im Gegensatz zu einem Hotelzimmer, nicht frei bewegen und hat immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Irgendwie nicht mein Ding…auch wenn die Gastgeber super nett waren.
Das Frühstück
Der Tag begann immer mit einem Frühstück bei Denny´s. Optimal gelegen an der 4th Avenue war Denny´s der ideale Ausgangspunkt für unsere Tagestouren. Von unserem AirBnB Haus für 5 US$ in 10 Minuten erreichbar, war von dort war alles fußläufig zu erreichen: Safeco Field, CenturyLink Field, die Innenstadt. Das Frühstück war zwar nicht ganz so üppig, wie ich es aus Green Bay in Erinnerung hatte, aber für mich reichte es, um über den Tag zu kommen…für Marcel nur bis mittags.
Genial war natürlich das T-Bone Steak, das Marcel zum Frühstück am Gameday verdrückte…schließlich mußte er sich ja fit fürs Spiel essen.
Seattle
Wettertechnisch hätten wir auch nach London fliegen können…von den 300 Regentagen, die Seattle im Jahr, haben wir vier erwischt. Nur am Gameday wurden wir mit traumhaften Sonnenwetter verschont…da haben sich die vorsichtshalber gebuchten überdachten Sitzplätze mal so richtig gelohnt.
Mehrere Male wurde Seattle zur „most liveable city“ in den USA gewählt…aber nicht von uns. Aber ich muß auch gestehen, viel haben wir von der Stadt nicht gesehen. In der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, haben wir uns, da es auch Marcel´s Trip war, auf die großen Shopping Center / Malls beschränkt. Durch den Spaziergang von Denny´s die 4th Avenue entlang bis zum Pike Place und dessen Umgebung haben wir einiges kennengelernt. Monorail und Space Needles haben wir natürlich mitgenommen, aber mich hat die Stadt nicht umgehauen…da bin ich Chicago verwöhnt.
La Mancha
Durch Zufall habe ich am Freitag das Plakat gesehen, daß im 5th Avenue Theatre „La Mancha“ aufgeführt wird, mein absoluter Musical- und Filmfavorit. Abends ab ins Internet, um nähere Infos einzuholen. Angebot für dieses Wochenende: ein 100 US$ Ticket für 29US$. Gebucht!!!
Samstagabend….Marcel geht ins Kino, ich ins Theater. Eine unglaubliche Aufführung. Gänsehaut pur.
The Heart of the Journey
Stadiontouren im SafecoField und CenturyLink Field waren ein absolutes Muß und wurden auch am Samstag (CenturyLink) und Montag (SafecoField) durchgeführt. Beeindruckend, einmal in einem leeren Stadion dieser Dimension zu stehen.
Der Gameday wurde, wie schon erwähnt, durch ein ausgiebiges Frühstück bei Denny´s eingeleitet. Dann ging es gegen 10:30 Uhr mit den Menschenmassen Richtung Stadion. Leider läßt die Infrastruktur in Seattle keine traditionelle Tailgate Party zu…es fehlen die riesigen Parkplätze rund ums Stadion, auf denen vor dem Spiel gegrillt und gefeiert wird. Aus der Not eine Tugend machend, haben die Seahawks Teile des nebenanliegenden Geländes des Safeco Fields als Party Bereich mit genutzt.
Wir waren früh genug da, um die ganze Pregame Atmosphäre im Stadion selber aufzusaugen. Es war ein unglaubliches Gefühl, vor Ort und Teil der 12 zu sein. Das Spiel gegen die Atlanta Falcons zählte zu den Besten der ganzen Saison, das Wetter spielte mit (Sonnenschein pur), die Seahawks gewannen….es war einfach der perfekte Tag.
Das mein Sohn an meiner Seite war, machte diesen Tag, die ganze Reise zu einem langen, unvergeßlichen Moment und zu einem Höhepunkt in meinem Leben.