Nepal – Trekking & Safari (03.04. – 15.04.19)

Eine ideale Trekking-Einsteigertour hat Lidl es genannt. Leichte bis mittelschwere Wanderungen hat Lidl gesagt. Wer blauäugig dieser Reisebeschreibung geglaubt hat und gedacht hat, dies wäre betreutes Wandern im Hochgebirge, wurde komplett auf dem falschen Fuß erwischt…denn die Treppen/Stufen hat Lidl nicht erwähnt.
Ich war vorbereitet und wußte, was auf mich zukommt. Schließlich ging es in den Himalaya. Zwar hab ich vorher keine Wanderungen durchgeführt (für Strecken über 1 km hab ich mein Motorrad), war mir aber sicher, daß ich aufgrund meiner Physis auch mit 58 Jahren locker 15-20km am Tag laufen kann, ohne schlapp zu machen. Es war anstrengend, aber machbar…ohne Muskelkater, Kniebeschwerden und immer mit der Spitzengruppe vorneweg
Tag 1 / 2 | 03.04. / 04.04. (Mittwoch / Donnerstag)
Abflug war um 19:30 Uhr ab FFM. Der Flug bis Istanbul war problemlos, der Service an Board der Turkish Airlines hervorragend.
Ankunft in Istanbul 24:00 Uhr, Abflug ab Istanbul 01:30 Uhr. Der Transfer klappte erstaunlich gut, die 8 Stunden Flug bis Kathmandu waren hart, aber bequem, da ich in der vordersten Sitzreihe saß und entsprechende Beinfreiheit hatte. Ankunft Donnerstag in KTM um 13:00 Uhr Ortszeit
Bei der Ankunft aber gab es große Probleme: Der Flughafen wird umgebaut und ist daher für einige Stunden am Tag gesperrt. Die Folge: Massenweise Touristen kommen auf einmal an, die Immigration ist komplett überfordert. Zwar ist die Immigration fortschrittlich maschinell, aber die Lesegeräte an den Maschinen waren teilweise defekt, sodaß alle Eingaben manuell gemacht werden mußten. Da viele Touris aus Ländern wie China, Japan, Indien damit aber völlig überfordert waren, dauerte es 1,5 Stunden, bis ich endlich an der Reihe war. Dann noch “schnell” die 23 € Visa Gebühren bezahlt…und ab nach draußen zum Lidl-Sammelpunkt.
Die Gruppe bestand aus 22 Personen (9 Paare, 4 Alleinreisende). Einige jüngere, ein 72jähriger, aber Durchschnitt Ü50, viele mit Wander- und Bergsteigerfahrung. Ein Teilnehmer hatte sogar die Wanderung zum Everest Basis Lager gemacht…und konstatierte zum Abschluß unserer Trekkingtour, daß diese heftiger war als der Trip zum Everest Basis Lager.
Vom Flughafen ging es durch den chaotischen, dreckigen Verkehr in ca. 30 Minuten direkt zum Hotel Tibet. Hier sei nur erwähnt, daß alle Berichte über den Verkehr in der Hauptstadt der Wahrheit entsprechen.

Man kann hier nichts übertreiben…weder, was das Verkehrschaos, noch den Zustand der Straßen oder Dreck betrifft. Alle Vorurteile werden bestätigt.
Das Hotel Tibet ist ein sehr sauberes Hotel mit wunderschöner Innenausstattung und – architektur im tibetischen Stil. Die Zimmer waren super, das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Durch die zurück gesetzte Lage in einer Sackgasse ist der typische Verkehrslärm von Kathmandu nicht zu hören.

Abendessen war um 17:30. Auch hier kann ich nur Lob verteilen. Das Essen, sowohl abends als auch zum Frühstück, war sehr gut, vielfältig und ausreichend.

Um 18:30 gab es durch unseren Reiseleiter Gagan eine Einweisung und Überblick über die nächsten 10 Tage. Gagan, seines Zeichen Vizedirektor der vor Ort organisierenden Agentur Chinari Treks, war sehr kompentent und spricht fließend deutsch. Obwohl er in der Hauptsache nur noch administrative Tätigkeiten bei Chinari Treks hat, wollte er diese Tour unbedingt mitmachen.
Wie sich im Laufe der Tour herausstellte, war Gagan jederzeit ansprechbar, hilfsbereit und versuchte jedes noch so kleine Problem zu lösen. Er machte durch seine offene Art und seinen Witz, auch über sich und die Eigenarten der Nepalis, die Tour zu einem tollen Erlebnis.
Um 19:30 ging ich dann zu Fuß in den 20 min. entfernten Stadtteil Thamel, Nepals berühmtestes Touristenviertel mitten im Zentrum von Kathmandu. Restaurants, Cafés, Bars, Internet- und Wäscheservices sowie Souvenirshops reihen sich hier dicht aneinander. Es ist ein toller Markt, viele Gassen, hunderte von Geschäften. Das shoppen in den Gassen ist angenehm, die Verkäufer sind freundlich und keinesfalls aufdringlich…kein Vergleich zu Ägypten.
Tag 3 | 05.04. (Freitag)

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen Kathmandus und dem Besuch der beiden wichtigsten Stupas. Ursprünglich wurden die Grabhügel der indischen Könige Stupa genannt. Heute versteht man unter dem Begriff Stupa ein Denkmal sowohl für den Buddha als auch den Dharma. Dieser Begriff umfasst Ethik und Moral und wird sowohl im Buddhismus als auch im Hinduismus verwendet.
Zuerst ging es aber nach dem Frühstück zu Fuß durch die Alstadt Kathmandus. Hauptstadt-Druckbetankung in einer Stunde: Verkehrschaos, Ruinen des verheerenden Erbebens, ärmliche Umgebung, dreckige Straßen, elektrische Improvisationskunst made in Nepal, aber auch alte Tempel, kleine Märkte, fröhliche Menschen.
Anschließend ging es mit dem Reisebus zur Tempelanlage Swayambhunath, dem Affentempel und eines der Wahrzeichen Kathmandus.
Ein Alter von mehr als 2.000 Jahren macht den Stupa zu einem der ältesten Heiligtümer des Kathmandu Valley und liegt auf einem sagenumwobenen Berg etwa zwei Kilometer westlich von Kathmandu. Mehrere Wege führen auf den Tempelkomplex, dessen Herz der buddhistische Stupa ist.
Am spektakulärsten ist die Große Treppe, aber es existiert auch ein kurzer Aufstieg zwischen dem Manushi-Stupa und dem großen Stupa.
Wir sind mit dem Bus nahe an die Stupa herangefahren, haben sie etwa eine Stunde besichtigt (völlig ausreichend)…aber ich hab es mir nicht nehmen lassen, die 365 Stufen der großen Treppe an der Ostseite mal runter- und wieder raufzugehen. Easy going…was ich nicht wußte war, daß dies nur ein Vorgeschmack auf das Kommende war.
Unser letzter Tagesordnungspunkt war die Bodnath-Stupa, welche ein wichtiges Ziel für buddhistische Pilger ist. Die Stupa von Bodnath ist nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Auf drei Terrassen in Mandalaform erhebt sich die 15 m hohe große Kuppel. Mit dem Sockel hat man so 4 Ebenen welche die Erde symbolisieren die Kuppel symbolisiert das Wasser. Darüber erhebt sich der gemauerte Turm ( Feuer) mit der Krone (Luft) .
Von der Hauptstraße kommt man durch ein Tor in einer kleinen Gasse zur Stupa. Rund um die Stupa führt ringförmig ein breiter Weg, auf dem die Menschen im Uhrzeigersinn um die Stupa gehen und dabei oft die vielen Gebetsmühlen drehen, die in die unteren Wand eingelassen sind. Nach eine viertel Umrundung kommt man an ein kleinen Tempel, wo links und recht Treppen auf die oberen Terrassen führen, die man auch unbedenklich betreten darf.
Die allwissenden Augen blicken in alle vier Himmelsrichtungen, die scheinbare Nase entspricht der Zahl 1 und symbolisiert die Einheit und Einzigartigkeit allen Lebens .
Tag 4 | 06.04. (Samstag)
Tag 3 war der Transfertag von Kathmandu nach Pokhara….und er begann mit einer riesigen Enttäuschung. Auf meine Bitte hin hatte Gagan für 9 Interessierte aus unserer Gruppe einen Sightseeing Flug zum Mount Everest (Kostenpunkt 220€ / Dauer 1h) organisiert. Dieser sollte frühmorgens (gegen 07:00 Uhr) stattfinden….aber es regnete in Strömen. Blitz und Donner ersetzten um 06:00 Uhr den Wecker. Bis 9 Uhr dauerte das Bangen und Hoffen, ehe dieser Besichtigungsflug endgültig abgesagt wurde.
Also hieß es 2. und 3. Frühstück einnehmen…und um 09:30 fuhr der Bus Richtung Pokharea. Aber was heißt hier fuhr…


Für die knapp 200 km brauchten wir schlappe 8 Stunden….und die Fahrt nach Pokhara kann definitiv in dem Ordner „Dinge, die ich meiner Mama nicht erzählen sollte“ abgeheftet werden. Zwischen Kathmandu und Pokhara existiert lediglich eine mehr oder minder gut ausgebaute Straße, die täglich von zahlreichen Bussen und Autos angesteuert wird.
Die Straße schlängelt sich an den zum Teil sehr steilen Hängen entlang. Die Bergstraße ist die einzige Landverbindung nach Pokhara.
Sie ist schmal. So schmal sogar, dass gerade einmal zwei große Busse nebeneinander Platz finden können.
Auf der Strasse herrscht teilweise das wahre Chaos, vor allem, wenn es steil bergauf oder bergab geht. Dann sammeln sich ganze Trauben von Lkw’s. Fast alle Fahrzeuge sind indische Tata-Lkw’s, die meist total überladen auf der Strasse unterwegs sind. Die Fahrzeuge sind bunt geschmückt. Mit Girlanden, bunten Gemälden und vorne in der Mitte immer mit einem Bild eines Schutzgottes verziert, donnern die Fahrzeuge an uns vorbei. Selbst an den unmöglichsten Stellen wird versucht, zu überholen. Alle Aktionen werden mit einem lauten Hupen begleitet, so dass man im Bus erst gar nicht den Versuch startet, zu schlafen.
Die Fahrt nach Pokhara ist anstrengend. Aber sie lohnt sich allemal. Der Weg ist das Ziel – besonders auf einer solchen Strecke, denn die Aussicht ist atemberaubend. Tiefe Schluchten, reißende Flüsse, kilometerlange Anbaugebiete, überwältigende Reisterrassen.
Es wurde immer wieder kleinere (Zigaretten/Pinkel-) Pausen eingelegt, sodaß die lange Fahrt doch erträglich wurde. Nach ca. 5 Stunden gab es dann einen längeren Halt an einer “Raststation”, wo es für alle ein sehr gutes Mittagessen gab.
Irgendwann, man hat mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren, kamen wir dann in Pokhara an. Im Gegensatz zum lärmenden Kathmandu eine reinste Ruheoase. Unser Hotel war das “Lake Paradise”, ein wunderschönes, sehr sauberes, komfortables Hotel mit einer tollen Aussicht von der Dachterasse auf den Pehwa-See.
Nach einem sehr guten Abendessen machte ich noch einen Abstecher in die Stadt…Shopping in den vielen kleinen Läden war angesagt. Aber auch hier…kein aufdringliches Verhalten der Verkäufer, sondern alles sehr zuvorkommend.
Tag 5 | 07.04. (Sonntag) | Beginn der Trekkingtour
Nach dem Frühstück war die Abfahrt Richtung Kande angesagt, unserem Ausgangspunkt der 5-tägigen Trekkingtour.
Meine Wandererfahrung tendiert gegen Null….aber ich war weder nervös noch unruhig ob der anstehenden Tour. Ausrüstungstechnisch war ich gut vorbereitet. Trekkingschuhe von Lidl für 14,99€…natürlich nagelneu und noch nicht eingelaufen. Präventiv Blasenpflaster (Lidl, 3 Stck für 0,99€) auf die Fersen, Trekkinghose und T-Shirt, Allwetterjacke umgeschnallt, kleiner (Motorrad-) Rucksack mit privaten Utensilien (Energieriegel, Ersatzakkus, Liquid für die E-Zigarette, Toilettenpapier, Wasserflasche) auf den Rücken…und los gings ins Abenteuer.
Aber bevor ich auf die einzelnen Etappen eingehe, hier ein paar allgemeine Dinge:
Die Infrastruktur auf der Runde ist sehr gut. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es mehrere Unterkünfte und Restaurants. Auch zwischen den Dörfern stößt man immer wieder auf Lodges, Restaurants und kleinen Läden, in denen man Wasser und was zu Essen kaufen kann.
Übernachtet wird in einer der typischen Lodges. Die Zimmer sind sehr einfach, zwei Betten mit Kissen und einer Decke, die so schwer ist, daß man das Gefühl hat, ein Yak liegt auf einem drauf. Es empfiehlt sich, auf jeden Fall einen Schlafsack dabei zu haben. Die Lodges haben Licht, aber nicht unbedingt Strom, um Akkus aufzuladen….und natürlich keine Heizung.
Die Menschen, die man unterwegs trifft, oder die die Lodges bewirtschaften, sind alle unaufdringlich, freundlich und dankbar für unseren Besuch in ihrem Land. Man fühlt sich als willkommener Gast und nicht als Fremder.
Man kann es nicht oft genug sagen…die Organisation vor Ort durch Chinari Treks war absolut top. Wir brauchten uns um nichts kümmern, alles war vorbereitet. Die Auswahl der Hotels in Kathmandu, Pokhara und im Chituan Nationalpark war Spitzenklasse, der Checkin funktionierte immer reibungslos, die Busse standen immer pünktlich zur Abfahrt bereit.
Aber unglaublich war, wie gut die Organisation während der Trekking-Tour funktionierte. Es standen 11 Sherpas zur Verfügung (zw. 18J und 65 J), die jeweils 2 Trekkingrucksäcke der Teilnehmer zusammenbanden und mit dieser Last vorneweg liefen.

Man darf hier keine falsche Scham haben…nach dem Motto, die Einheimischen spielen den Lastesel, damit die “reichen” Touris gemütlich durch die Berge wandern können.
Ganz im Gegenteil…immer wieder wurde erwähnt, wie froh die Sherpas sind, daß Lidl und andere Reiseunternehmen solche Trekkingtouren anbieten und die Nepalis damit eine gutbezahlte Arbeit haben.
Aber zurück zur Organisation…absolut genial war, wie gut z.B. die Planung der Mahlzeiten während der Tour funktioniert hat.
Wo immer wir hinkamen oder unsere Mittagspause machten, stand nach kurzer Zeit das Essen für alle gleichzeitig auf dem Tisch- serviert von unseren Guides/Sherpas und unserem “Finanzminister” Mingwar, der sich hauptsächlich um die Getränke kümmerte. Die Mahlzeiten sind alle frisch gekocht (überwiegend vegetarisch) und es gab immer Nachschlag, bis jeder satt ist.
An dieser Stelle sollte nochmals erwähnt werden: Auch wenn die Tour viel kürzer und nicht annähernd so hoch wie die klassische Annapurnaumrundung ist, sollte sie nicht unterschätzt werden. Auf 80% der Strecke steigt man über Steinstufen bergauf ober bergab, es gibt kaum ebene Stellen an denen man sich etwas erholen kann.
Obwohl die Gruppe in ihrer Zusammensetzung so unterschiedlich war, haben alle bis zum Schluß durchgezogen. Die Sherpas mit den Rucksäcken gingen immer früher los, ein Sherpa (Mingwar) als Guide vorneweg, einer (meist Gagan) blieb ganz hinten, hinter dem letzten Teilnehmer. So konnte jeder sein eigenes Tempo gehen, seine eigenen Pausen machen, die Momente auch mal für sich alleine aufsaugen.
Perfekt geplant…perfekt durchgeführt.
Kande (1770 m) – Deurali (2100 m) – Tolka (1790 m) – Landruk (1640 m)
Zitat Lidl:
„Nach dem Frühstück ca. 1-stündige Fahrt nach Kande, hier beginnt die Trekkingtour und Sie unternehmen Ihre erste Wanderung in Richtung Landruk, bei der Sie insgesamt ca. 6 Stunden unterwegs sind.
Erleben Sie beim Trekking schneebedeckte Gipfel, hohe Pässe und grüne Täler, majestätisch überragt von den höchsten Bergen der Erde. Sie wandern an einigen Teehäusern vorbei, durchqueren einen dichten Wald und erreichen das Dorf Tolka. Anschließend geht es weiter zu Ihrem heutigen Tagesziel Landruk.“
Die „1-Stündige“ Fahrt nach Kande war schon ein Abenteuer für sich. Nicht nur, daß die Straße in einem atemberaubend schlechten Zustand war, sie war aufgrund des Regens schlammig…so schlammig, daß ein LKW steckenblieb, und sich ein elendig langer Stau bildete und viele Schaulustige sich dieses Chaos nicht entgehen lassen wollten. 1km vor dem eigentlichen Ziel/Ausgangspunkt hieß es dann aussteigen, Rucksack nehmen und zum Treffpunkt laufen. Dort nahmen die Sherpas die Rucksäcke in Empfang, banden jeweils zwei zusammen und stapften los.
Natürlich begann die Tour, wie sollte es auch anders sein, mit Steinstufen. 1,5h, ca. 350 m nur bergauf ins Australien-Camp, welches auf knapp über 2.000m liegt.
Die ersten Eindrücke der Landschaft, der Atmosphäre waren überwältigend. Der höchste Punk des Tages war Deurali (2100m). Von hier aus hatten wir einen atemberaubenden Blick zurück auf das schöne und fruchtbare Tal von Pokhara. Die vier Stunden bis zu unserem Rastpunkt in Tolka (1790m) vergingen wie im Flug, waren kaum spürbar, gingen nicht in die Beine.
In Tolka gab es dann das erste Mittagessen…und wir waren alle überrascht ob der Qualität des Essens (und des Kaffees), der Sauberkeit der Umgebung, des Services.
Nach etwa einer Stunde Rast ging es dann über zwei Hängebrücken weiter nach Landruk, wo wir in dem „Superview“ Guest House untergebracht wurden. Hier hatte wir also unseren „Erstkontakt“ mit den gefürchteten Lodges…und ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.
Ich bekam einen Raum für mich alleine und hatte auch das Glück, daß ich in der Schlüssellotterie eins von den vier Zimmern gezogen hatte, das Bad und Dusche hatte. Das Zimmer war sauber, hatte ein Bett…was will ich mehr.
Aber all die Eindrücke während der Wanderung, die einsetzende Müdigkeit, die Erleichterung, die erste Etappe schadlos überstanden zu haben…all dies trat im Hintergrund durch den sich uns bietenden Ausblick. Obwohl es diesig und regnerisch war, reichte ein Blick um die Ecke des Guest Houses, um zu wissen, warum wir da waren. Zwar wolkenverhangen, aber gut sichtbar: Annapurna South (7219 m)…ein Anblick mit Gänsehaut-Faktor.

Dieser Anblick und auch der auf den Machapuchare (6997 m) begleitete uns die ganze Trekkingtour und bot jeden Tag, fast stündlich eine andere faszinierende Aussicht. Der Machapuchare (oder Fishtail) gilt als Sitz des „Buddhas des grenzenlosen Lichts“. Der bei der einheimischen Bevölkerung heilige Berg wurde 1964 vom nepalesischen König mit einem Besteigungsverbot belegt
Am ersten Abend überraschten uns die Sherpas mit einem Lagerfeuer und sangen für uns ihre Sherpalieder, sodass es keinen auf dem Stuhl hielt. Das muss man erleben- Gänsehaut und Lebensfreude pur. Das war einzigartig, aber zum Glück nicht der einzige Abend mit Musik und Tanz.
Tag 6 | 08.04. (Montag) | Landruk (1643m) – Chomrong (2170m)

Noch überwältigt von den Eindrücken vom Vorabend stand ich um 05:30 Uhr auf…wie schon in Pokhara hatte ich die Hoffnung auf einen tollen Sonnenaufgang um 05:50. Aber auch heute machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Zwar hatte man einen wundervollen Blick auf den Annapurna Süd, aber das diesige Wetter und die vielen Wolken ließen keinen Sonnenaufgang entdecken. Aber um 06:00 Uhr im Himalaya mit einer Tasse Kaffee den Morgen begrüßen ist ein unfaßbarer schöner Augenblick, der für immer in Erinnerung bleibt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Omeletts und Pancakes wurde die zweite Etappe in Angriff genommen.
Von Landruk (1643m) ging es am östlichen Ufer des Modi Khola-Flusses in zwei Stunden hinunter zur New Bridge (1340 m), die mit 287 m die längste Hängebrücke Nepals ist. 155 m hoch spannt sie sich über den Fluß, ist aber extrem stabil…und absolut sicher.

Jetzt begann der anstrengender Anstieg in Richtung Chomrong. Nach ca. drei Stunden erreichten wir über Samrung (1600m) Jhinu Danda, wo die Mittagspause eingeplant war.
Hier wurde uns die Möglichkeit geboten, entweder Mittag zu essen und anschließend direkt nach Chomrong weiter zu marschieren….oder einen „Abstecher“ hinunter zu den heißen Quellen zu machen. Naja, dieser Abstecher entpuppte sich als kleiner Gewalttour…und ich war der Einzige, der vorbereitet war: Ich hatte eine Badehose und ein Handtuch dabei (lesen andere eigentlich keine Reiseberichte?).
Mit mir machten sich 5 andere Gruppenteilnehmer und einige Sherpas auf den 30 minütigen Abstieg (ca. 300 Höhenmeter), der extrem steil war und, wie sollte es anders sein, natürlich nur aus Stufen bestand.
Nur wenige Meter vom Modi Khola entfernt entspringen die Quellen.
Das warme Wasser wird in große Steinbassins geleitet, die reichlich Platz für die Besucher bieten. Eine einfache Umkleidekabine sowie eine warme Dusche gibt es auch – hier ist wirklich für alles gesorgt. Ich genieße die Wärme, den Ausblick, die Muskeln entspannen sich…aber nach einer halben Stunde in der Wanne sitzen reicht es dann aber nach.
Leider folgt auf das Bad dann wieder der Anstieg zurück nach Jhinu Danda…und der war wirklich nicht ohne. Aber zur Belohnung gab es dann ein verdammt gutes Mittagessen…und meinen unvermeidlichen Kaffee.
Ein zweistündiger Stufenpfad führt uns dann zum heutige Tagesziel Chomrong, wo uns die anderen Teilnehmer schon erwarteten. Die Zimmer wurden zugewiesen, die Decken verteilt….und nach dem reichhaltigen Abendessen gab es trotz Regens und schlechtem Wetter wieder ein Lagerfeuer mit Gesangseinlagen der Sherpas.
Tag 7 | 09.04. (Dienstag) | Chomrong (2170m) – Tadapani (2600m)
Das schlechte Wetter hinderte mich nicht daran, morgens wieder um 05:30 aufzustehen und vor die Tür zu gehen…denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Sonnenaufgang blieb mir aber wieder vorenthalten. Diesig, nass, ungemütlich. Also einen Dorfrundgang gemacht, dem frühmorgendlichen Treiben und nepalesischen Transportunternehmen zugesehen…und dann mit einer Tasse Kaffee in der Hand Annapurna South begrüßt.
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit Omelett und Pancake, wobei ich mich da zum Glück bei nicht-Eier-frühstückenden mitbedienen konnte, brachen wir Richtung Tadapani auf, unserem heutigen Etappenziel.
Zuerst ging es leicht bergauf – bergab bis zur Hängebrücke am Jhinu Khola und danach hinauf nach Ghurjung (2050m), dann wieder hinab zur Hängebrücke über den Kimorong Khola und anschließend steil bergauf durch Reisterrassen nach Chuile (2250m).

In Chuile war Treffpunkt von verschiedenen Trekkinggruppen, u.a. auch die Lidlgruppe, die diesen „Urlaub“ ohne Chitwan-Nationalpark, sondern mit zwei Extra-Tagen incl. Poon Hill Besteigung gebucht hatte. Apropos Lidl…zuerst dachte ich, wir haben das Lidl-Base-Camp erreicht. Auf dem großen Platz vor der Lodge, in der wir zum Mittagessen einkehrten, standen zwei große gelbe Lidl-Igluzelte. Schmerzhafte Erinnerungen an Gijon 2011 wurden wieder wach…wurden aber sofort von der phantastischen Aussicht auf das vor uns liegende Tal gelöscht.
Nach dem Essen ging es dann auf die letzten 3km hinauf nach Tadapani (2690m)…und diese 3km hatten es in sich. Während alle aus unserer Gruppe es gemütlich angehen ließen und noch entspannt die Aussicht genossen, machten wir uns mit vier Mann (Siggi, Andy, Simon und ich) mit unserem Sherpa an die Challenge.
Es hieß, das man für das Stück bis Tadapani ca. 1h30 Minuten braucht…und es ging über tausende von „Stufen“ durch märchenhafte, mit Flechten und Moosen behangene Rhododendronwälder steil bergauf. Wir vier schafften es in 1h5m….und ich kann heute noch sagen, daß dieser Aufstieg megahart war. Alle drei „Mitläufer“ hat Bergsteiger- / Wandererfahrung..und mit diesen drei mit meinen 58 Jahren mithalten zu können, war schon ein Erfolgserlebnis.
Der Ausblick, der uns oben in Tadapani erwartete, war einzigartig….und gehört zum schönsten Erlebnis dieser Tour. Die Ausblicke auf die Gipfel von Annapurna III, IV, II und Machhapuchre sind überwältigend…alleine dafür haben sich die „Strapazen“ der letzten Tage gelohnt.

Tadapani selber ist ein schöner, allerdings völlig auf Tourismus eingestellter Ort. Im Zentrum liegen mehrere Lodges eng nebeneinander, auf einem Platz davor bieten Händler ihre Souvenirs an. Es dauerte noch gut eine Stunde, bis endlich der Rest der Truppe eintraf. In der Zwischenzeit hatten wir vier schon unsere „Zimmer“ in den Baracken des Hotels „Superview“ bezogen, den ersten Kaffee bzw. Everest-Bier getrunken und zig Photos geschossen.
Wie schon versprochen, war die „Dining-Hall“ unserer Lodge die erste (und auch einzige), die einen Ofen hatte. So fand das wiederum sehr leckere Abendessen in einer gemütlichen, warmen Umgebung statt…gekrönt durch einen Heiratsantrag von Stefan an seine Nicole.
Tag 8 | 10.04. (Mittwoch) | Tadapani (2600m) – Ghandruk (2050m)
Auch heute war der Sonnenaufgang ein Schuß in den Ofen…aber diese unglaubliche Aussicht um 6 Uhr morgens bei einer Tasse Kaffee zu genießen ist ein Erlebnis für die Ewigkeit.
Das Frühstück war wie immer reichhaltig und gut…und ich hatte Schwierigkeiten, mich von diesem Ort zu lösen. Ich konnte mich einfach nicht sattsehen.
Aber irgendwann im Laufe des Vormittags ging es dann doch los Richtung Ghandruk (angeblich eins der schönsten Dörfer Nepals). Die drei Stunden bergab durch den Rhododendronwald bis zu unserem Ziel waren im Vergleich zu den Vortagen ein regelrechter Spaziergang.
Ghandruk ist ein schönes, sauberes, aber weit verstreutes malerisches Dorf mit gutem Wegenetz, schönen Häusern und einem buddhistischen Kloster. Der Blick reicht bis fast hinein ins Annapurna Basecamp. Das Dorf selbst liegt am Hang und ob man will oder nicht, man muss bei einer Besichtigung ordentlich auf- und absteigen.
Unser Hotel war das “Mountain View”. Mein Zimmer lag auf der Dachterrasse und war o.k. Nur die Steckdosen (wie auch in den meisten Lodges) ausgelutscht und boten keinen richtigen Halt mehr. Aber mit angelerntem nepalesischen Improvisationsgeschick und Tape konnte ich das Ladegerät in die richtige Position bringen, damit es meine Geräte lädt….Lob von Seiten der Nepalis ob meiner Anpassungsfähigkeit war mir gewiß.
Der nachmittägliche Rundgang durch Ghandruk, das Kloster und das Old Gurung Museum hat mich nicht zerrissen. Endlich richtig duschen und kacken danach war viel schöner als jede Kulturinfo.
Da es unser letzter Abend auf dieser Trekkingtour war, gab es am Abend nochmal viel Gesang, salbungsvolle Danksagungen und für jeden Sherpa 50€ von uns als zusätzlichen Bonus.
Ich habe zusätzlich am Abend und am nächsten Morgen viele Sachen an die Sherpas verteilt, die ich (für diese Reise) nicht mehr benötige: Meinen Trekkingrucksack für meinen Sherpa, der sich 5 Tage damit abgemüht hatte, meinen Schlafsack für Mingwar, T-Shirts, Trekkinghose und Badelatschen. Die Freude und Dankbarkeit über die für mich (finanziell) kleinen Geschenke war groß und vor allem ehrlich.
Tag 9 | 11.04. (Donnerstag) | Ghandruk (2050m) – Nayapul (1050m) – Pokhara
Und täglich grüßt das Murmeltier: 05:45…kein Sonnenaufgang. Mittlerweile war es mir auch egal….ich genoß einfach das Dasein.
Das sollte er also sein – der letzte Trekkingtag im Annapurna-Gebiet. Nach dem Frühstück, welches ein bißchen später war als sonst, wurden die letzten Gruppenphotos geschossen, sich von den meisten Sherpas verabschiedet…und dann ging es – wie sollte es auch sonst sein – ein paar tausend Stufen weiter bergab. Den Wald ließen wir schnell hinter uns und es wurde zusehends „zivilisierter“.
Durch Reisterrassen, an Feldern und kleinen Farmhäuschen vorbei gingen wir heute recht entspannt nach Birethani, wo es dann das letzte Mittagessen gab.
Weitere 30 Minuten später kamen wir nach Nayapul, wo schon der Bus auf uns wartete und unsere Gruppe in 2 Stunden Rumpelfahrt nach Pokhara brachte. Dort waren wir wieder im Hotel „Lake Paradise“ untergebracht, nahmen unsere Koffer, die dort für die Dauer der Trekkingtour geparkt waren, in Empfang, richteten uns aufs Zimmer ein, aßen gegen 18:30 zu Abend…und dann ging es zum Phewa See.
An dieser Stelle ist mein einziger Kritikpunkt an dieser ansonsten perfekt organisierten und ablaufenden Reise: Ein zusätzlicher Tag nach der Trekkingtour in Pokhara wäre das Sahnehäubchen gewesen. Gerne wäre ich am nächsten Morgen nach Sarangkot gefahren, um von diesem Aussichtspunkt den legendären Sonnenaufgang am Annapurna zu sehen, wäre gerne um den See herumgelaufen, shoppen gegangen…einfach die Eindrücke der Tour in Ruhe verarbeitet...
Tag 10 |12.04. Freitag | Pokhara – Chitwan
..aber leider wurde am Vormittag ausgecheckt und es wurde die lange, 8 stündige Fahrt zum Chitwan Nationalpark angetreten. Nichtsdestotrotz ließ ich es mir nicht nehmen, noch vor dem Frühstück um 06:00 Uhr an den See zu gehen, um die herrlich ruhige Atmosphäre aufzusaugen und zu genießen.
Die Fahrt zum Chitwan Nationalpark: Normal.
170 km, 8 Stunden, chaotische Straßenverhältnisse, noch chaotischer Fahrer mit wahnwitzigen Überholmanövern in den Kurven der Serpentinen (nahe am Abhang), ein ruhiger, besonnener Busfahrer, der uns durch alle noch so gefährlichen Situationen manövrierte und uns ein ums andere Mal vor einem Unfall bewahrte. Etwas Aufregung und Abwechslung in diese eintönige Fahrt kam auf, als wir etwa gegen 11 Uhr ein Dampf- und Pinkelpause einlegten. Mit einem lauten Knall und viel Staub zerplatzte einer der Busreifen. Wäre uns dies während der Abfahrt passiert…wir hätten am nächsten Tag in der BILD gestanden.
Mit den vorhandenen Bordwerkzeugen und der Improvisationskunst unserer nepalesischen Busfahrer dauerte das Wechseln des Reifens 1h30min…und dann konnte die langweilige Fahrt weitergehen. Gegen 16 Uhr trafen wir dann in unserem Hotel am Chitwan Nationalpark ein. Das „Green Mansions Jungle Resort“ war eine wunderschöne Hotelanlage mit sauberen Zimmern, tollem Essen, sehr gutem Service.

Nach dem Abendessen machten wir uns noch auf den Fußweg entlang großer Reisfelder und ärmlichen Hütten zur Elefanten-Aufzuchtstation. Nicht jedermanns Sache, angekettete Elefanten zu sehen….aber wie uns „glaubhaft“ versichert wurde, diente dies nur zu deren eigenen Schutz. Tagsüber hätten die Elefanten genügend Freiraum und Möglichkeiten, sich in der Natur zu bewegen.
Den Abend auf der eigenen Terrasse mit ein paar Tassen Kaffee ausklingen zu lassen und die Sonne untergehen zu sehen (zumindest das war mir vergönnt)…das hatte schon was.
Tag 11 | 13.04. Samstag | Chitwan Nationalpark
Der Chitwan Nationalpark ist der erste Nationalpark in Nepal und zählt zum Unesco Welterbe. Er liegt im Terai, der Tiefebene Nepals und größtem Dschungelgebiet an der Grenze zu Indien. Der Park wird vom Militär bewacht, was die Wilderei deutlich senken konnte und beherbergt unter anderem Elefanten, Tiger, Krokodile, Bären und Nashörner.
Der geplante Tagesablauf war aufgrund des Feiertags (Neujahr) und des zu erwartenden Besucheransturms aus dem nur 30km entfernten Indien geändert worden…die Bootsfahrt wurde auf den Nachmittag verlegt, damit wir am Vormittag an einer Jeep- oder Elefantensafari teilnehmen konnten.
Beide Safaris standen zur Auswahl, beide waren aus versicherungstechnischen bzw. ethischen Gründen nicht in der Lidl-Pauschalreise inkludiert und kosteten jeweils 40€. Ich entschied mich mit 5 anderen für die Tour auf dem Elefantenrücken…und wie sich herausstellte, hatten wir gegenüber den 16 anderen das bessere Los gezogen. Während die Jeepsafari nach Erzählung der Teilnehmer ein Sockenschuß war, wurde die Elefantensafari vor allem für mich nach Tadapani der zweite Höhepunkt dieser Reise.
Man kann lange darüber diskutieren, ob das Elefantenreiten moralisch vertretbar ist oder nicht. Elefanten sind Wildtiere, deren Natur es sicher nicht entspricht, Menschen zu tragen. Dagegen nutzt das eingenommene Geld dem Schutz der Elefanten und der Erhaltung des Parks. Nepal hat, anders als andere Länder, strenge Richtlinien erlassen, wie mit Elefanten umzugehen ist z.B. keine Eisenstöcke zum Lenken verwenden. Ich entschied mich gegen die Moral…und hab es nicht bereut.
Wir sechs hatten das Glück, daß wir auf die letzten beiden Elefanten dieser Vormittagstour gesetzt wurden, alle anderen (mindesten 20) waren voll Indientouris schon weit vor uns weg.
Der Ritt auf dem Elefanten zuerst über den Fluß in den Dschungel hin war…naja. Ich saß rückwärtig, direkt über dem Hinterteil des furzenden Elephanten. Außer viel Schaukelei und zwei badenden Rhinos war es eigentlich unspektakulär und es gab nicht viel zu sehen.
Aufregung kam auf, als der Elefant neben uns plötzlich stehenblieb, den Rüssel hob und laut trompetete.
Ich drehte mich sofort in die Richtung, in der auch der Elefant blickte…wohlwissend, was da auf uns zukam. Über den Büschen, ca. 150 Meter entfernt, konnte ich den unverkennbaren orangen, schwarz gestreiften Rücken eines Tigers sehen, dessen lautes und extrem dunkles Grollen uns schon während des ganzen Rittes begleitete. Leider konnte ich keine Photos machen, da ich die dumme Idee hatte, meinen Vordermann drauf aufmerksam zu machen. Der Idiot stellte sich natürlich auf, um besser sehen zu können und versperrte mir die Sicht….ganz toll. Ich hätte ihm eine scheuern können…wenn ich nicht mit dem Rücken zu ihm gesessen hätte und bei dem Versuch wahrscheinlich einen Krampf bekommen hätte.
Aber dann kam Schwung in die ganze Sache, denn auf einmal verließen die Elefantenführer den vorgegeben Trampelpfad und „ritten“ mitten durch die Botanik. Offensichtlich wurde versucht, den Tiger von der ganz in der Nähe befindlichen Erholungs- und Badestation der Elefanten wegzujagen. Wir kamen dann auch zu der Stelle wo wir den Tiger gesichtet hatten. Dort lag ein Reh, das er kurz vorher gerissen hatte….offensichtlich haben wir ihn beim Mittags-Snack gestört. Fast-Food-Interuptus…
Das war´s dann aber auch. Eine halbe Stunde später ging es dann zur Ausgangsstation am Fluß zurück, wir stiegen ab, die Elefanten bekamen ihr wohlverdientes Bad und wurden von ihren Führen sorgfältig, fast liebevoll gebadet/gewaschen.
Ungeplant und einer plötzlichen Eingebung folgend, fragte ich unseren Guide, was es kosten würde, mit dem Elefanten zu baden. “200 Rupien (1,5€)”. So schnell habe ich noch nie mein Geld gezückt, T-Shirt, Socken und Schuhe ausgezogen und bin ins Wasser gegangen. Unser Elefantenführer half mir dann auf den Elefanten….und was dann folgte, war einzigartig.Natürlich wurde ich vom Elefanten mehrmals geduscht, natürlich hatte ich meinen Spaß dabei, aber das war nicht das Entscheidende.
Direkt auf einem der großartigsten Kreaturen unseres Erdballs zu sitzen, seine Haut zu spüren, ihn atmen zu fühlen…das war ein magischer Moment, der in Worte kaum zu beschreiben ist.
Moralische Bedenken wurden über Board geworfen…es war einfach nur Respekt vor diesem wunderschönen Tier vorherrschend und Dankbarkeit, daß ich dies erleben durfte.
Aber irgendwann geht auch mal der schönste Moment zu Ende und es ging mit dem Jeep zurück zum Hotel.
Am Nachmittag machten wir dann unsere Einbaumfahrt auf dem Fluß…außer ein paar stumpf vor sich hin glotzenden Krokodilen und einem Rhino, das den Fluß überquerte, gab es nicht viel zu sehen. Aber die eine Stunde dauernde Fahrt war entspannend, ruhig, leise…hatte etwas von dem sanften Dahingleiten mit dem Kreuzfahrtschiff auf dem Nil.
Der Abend wurde dann mit einer Folkloreveranstaltung beendet…was überhaupt nicht mein Ding ist. Diese Aufführungen habe ich auch regelmäßig auf der Nilkreuzfahrt vermieden….sie sind mir zu gestellt.
Feierabendkaffe auf der Terrasse und den Dschungelgeräuschen zuhören…das ist meine Welt.
Tag 12 | 14.04. Sonntag | Chitwan – Kathmandu
Zitat Lidl “Früh am Morgen erwartet Sie ein weiterer Höhepunkt Ihrer Reise. Bereits vor dem Frühstück unternehmen Sie eine Dschungelsafari, um die über 400 Vogelarten zu beobachten.”
Naja, Höhepunkt ist relativ. Noch vor dem Frühstück gingen wir mit unserem Ranger in den Dschungel, aber zu sehen gab es nix. Außer ein paar Rehe und Termitenhügel war dieser Trip “tote Hose”, von Vögeln war weit und breit nix zu sehen. Aber so kam ich noch vor meiner “Hauptmahlzeit” wenigstens auf meine 10 000 Schritte….

Nach dem Frühstück traten wir dann unsere “Heimreise” nach Kathmandu an. Die gleiche Straße, die gleichen Chaoten…das Murmeltier war wieder unterwegs. Gegen 16 Uhr kamen wir dann in der Hauptstadt an, wo wir diesmal im “Airport Hotel” direkt gegenüber dem Flughafen untergebracht wurden.
Das letzte “Abendmahl” war hervorragend, die Aussicht von der Dachterasse des 7. Stocks über das dreckige Kathmandu ließen mich mit Wehmut auf die Trekkingtage zurückblicken.
Apropos Trekkingtage: Hat sich die Auswahl der Reise mit dem Chitwan Nationalpark gelohnt?
Eindeutig Nein
Bis auf das einschneidende Erlebnis mit dem Elefanten hätte ich im Nachhinein auf diese zwei Tage verzichten können. Vielleicht haben andere Touren vor uns mehr gesehen, mehr erlebt…aber zurückblickend wäre ich lieber zwei Tage mehr gelaufen und hätte den Poon Hill mit bestiegen.
It’s easy to be wise after the event.
Tag 13 | 15.04. Montag | Kathmandu – Frankfurt (Die Odyssee)
Was mit einem super Frühstück und viel Abschiedswehmut begann, sollte im Chaos enden. Unser Rückflugtag war angesagt.
Geplant war der Abflug Kathmandu um 11:50 Uhr, Landung Istanbul 17:10 Uhr, Abflug Istanbul 18:55 Uhr und Landung in Frankfurt um 21:10 Uhr.
So weit, so gut
Bedingt durch Umbauarbeiten, die schon bei der Landung Probleme machten, war das Chaos am Flughafen Kathmandu vorprogrammiert. Da diese Problematik mit entsprechenden Verspätungen schon seit Wochen existierte, wunderte es mich, daß Turkish Airlines so völlig unvorbereitet war und so dilettantisch reagierte.
Der tatsächliche Abflug in Kathmandu war 13:09 Uhr. Da der Anschlußflug in Istanbul definitiv nicht mehr zu erreichen war, war der Flug ab Istanbul von Turkish Airlines schon umgebucht auf Di, 07:55 Uhr ab Istanbul, Ankunft FRA 10:10 Uhr. Ein Hotel in Istanbul wurde uns versprochen.
Nach 9h35m elendig langer Flugzeit kamen wir endlich um 19:59 Uhr in Istanbul an. Am Flughafen herrschte dann das komplette Chaos…Kathmadu läßt grüßen. Vom Turkish Airlines Personal, welches uns abholt und zum Hotel bringt, war nichts zu sehen. Stattdessen mussten wir selber um Informationen kümmern. Es dauerte bis 22 Uhr, bis wir endlich jemanden gefunden hatten, der uns ein Hotel zuwies. Um 22:30 ging es Richtung Hotel, 45 Minuten Fahrtzeit (Fahrer verfuhr sich). Im Hotel gab es dann weitere Probleme, da es für 4 Leute kein Einzelzimmer gab. Als alle Probleme geklärt waren, war es 23:45. Um 3 Uhr stand aber schon der Shuttleservice bereit, der uns zum Flughafen brachte. Ankunft Flughafen 04:00. Um Frühstücksvoucher mussten wir uns selber kümmern.
Über 4 Stunden verbrachten wir dann nochmals am Flughafen…ehe wir dann endlich um Abflug 08:43 Uhr (geplant 07:55) abflogen. Ankunft Frankfurt war dann 11:09 Uhr, also insgesamt 14 Stunden Verspätung.
Ein unrühmlicher Ausgang für eine bis dahin phantastische Reise!!!
FAZIT
Es war nicht nur ein unglaublich schöner und für mich auch ein erholsamer Urlaub, sondern eine Erfahrung. Lidl unterstützt mit dieser Reise so viele Familien, die ohne uns als Trekkinggäste kein Einkommen hätten. Die Dankbarkeit, die uns dafür entgegengebracht wurde, ist einfach anrührend und überall spürbar.

Die Eindrücke, die man während dieser Tour bekommt, die Bilder die man sieht, das überwältigende Panorama, die Freundlichkeiten der Menschen…all dies läßt sich schwer in Worte fassen. Erlebte Emotionen kann man als ungeübter nicht auf Papier bringen, die Photos spiegeln nur annähernd wider, was man gesehen, aber nicht, was man gefühlt hat.
Wie so oft kann man diese Eindrücke überhaupt nicht stimmungsgerecht auf den Film bannen, man kann sie sich nur ins Gehirn „einbrennen“.
Dieses Land muß man erlebt und erwandert haben…a lifetime experience.