Donau Radweg Passau – Wien (07.05. – 14.05.)

Inspiriert durch viele “Wunderschön”- und Youtube – Videos wollte ich diesen Trip auch unbedingt mal in Angriff nehmen….und das von 0 auf 100.
Bis dato habe ich mein E-Bike (Cube Cross One 500 von 2019) nur dazu benutzt, um damit in die Stadt zu fahren. Längere Touren…dafür habe ich mein Auto.
Eigentlich war für die diese Woche Urlaub ein Trip nach Krakau mit meiner (Ex-) Partnerin geplant. Aber es kommt immer anders, als man denkt. Und wie verarbeitet man eine Trennung am Besten? Man unternimmt etwas…auch wenn es alleine mega schwer fällt. Das gab mir aber die Gelegenheit, auch auszuprobieren, ob diese Art des Reisen / Urlaubs für mich überhaupt eine Alternative darstellen kann.
Und was muß ich sagen…ich bin auf den Geschmack gekommen
Tag 1 / 2 | Anfahrt und Passau (07.05 – 08.05)
Mehr als unerwartet problemlos verlief die Anreise von Mainz nach Passau mit dem ICE. Für insgesamt 20€ (Bahncard 25 | Ticket 11€ zzgl. Platzreservierung und Fahrradmitnahme) dauerte es knapp 4 Stunden, ehe ich am Samstag Abend um 20:30 in Passau ankam. Vom Bahnhof bis zur Unterkunft Vilsmeier waren es dann noch 10 Minuten mit dem Rad. Die Pension war empfehlenswert: 44€ incl. Frühstück pro Nacht, sauber, freundlich, sehr gut gelegen…und das Bike konnte ich in der Garage unterbringen.
Apropos Bike. Das Cube Cross hatte ich im August 2021 für 1050€ über Ebay-kleinanzeigen gekauft…und es hatte erst knappe 350km gefahren. Aufgepimpt hab ich mein Bike mit einem Gepäckträger (Rockbros, 25€) , einer Doppel-Gepäckträgertasche (M-Wave, 30€) und einer Fahrradrahmentasche (10€), in der sich optimal eine flache Powerbank verstauen läßt. Alles, plus einer kleinen Under Armour Sporttasche, die quer auf den Gepäckträgertaschen passte, war völlig ausreichend für die Tour.

Nach einem sehr guten Frühstück ging es am Sonntag morgen zu Fuß in die Innenstadt. In knapp 10 Minuten von der Pension war ich schon auf der Passauer Halbinsel, die durch das Flüsse-Dreieck gebildet wird. Nach meinem ersten Kaffee am Ufer der Inn bin ich fast 20km durch Passau gelaufen, habe mir alles angesehen: am Inn Ufer entlang bis zum Dreiflüsse-Eck, über die Prinzregent Luipoldbrücke hoch zur Veste Oberhaus, nach zwei Stunden Besichtigung wieder zurück zur Innenstadt, Dom St. Stephans, Dackelmuseum…alles unterbrochen durch kleine Kaffepausen.
Passau ist wirklich eine sehenswerte Stadt, hat mir sehr gut gefallen…aber gegen 20 Uhr war dann endgültig Schluß mit Laufen. Ab morgen wird nur noch Fahrrad gefahren….dachte ich.
Tag 3 | Passau -> Linz (mit Abstecher Schlögener Schlinge) | 87 km | Mo 09.05.22
Heute wurde es also ernst…meine erste lange Tour. Um 07:00 Uhr sehr gut gefrühstückt, um 08:30 Uhr ab aufs Rad. Vor der Tour habe ich viel im Internet recherchiert, viele Blogs gelesen…und fast alle haben empfohlen, bis Linz die rechte Seite der Donau zu fahren, da dort der Radweg besser ausgebaut ist und nicht parallel zu einer Bundesstraße führt. Gesagt, getan…
Schon nach ca. 5 km hat man die deutsch-österreichische Grenze erreicht.

40 km bei strahlendem Sonnenschein direkt an der Donau entlang bei gemütlichen 20km/h vor sich hinradeln…das entschleunigt, entspannt, bietet eine tolle Aussicht und lief völlig problemlos. Gegen 11 Uhr erreichte ich die Schlögener Schlinge…ein “Must Do” auf dieser Tour. Nach einer Kaffeepause direkt am Ufer (neben dem Riverresort) konnte ich dort mein Bike unterstellen und machte mich zu Fuß auf zum Aussichtspunkt “Schlögener Blick”…ein 45 minütiger Aufstieg, der es in sich hat. Aber der Ausblick entschädigt …WDR-“Wunderschön” hat nicht übertrieben. Einfach sagenhaft:

Nach zwei Stunden Schlögener Schlinge und einer weiteren Kaffeepause wurden die restlichen 47 km bis nach Linz angegangen. Der Donauradweg ist gut ausgeschildert, die Umgebung traumhaft…einfach problemlos zu bewältigen. Auch wenn ich noch nie solche Strecken gefahren bin, hatte ich nicht die geringsten Schwierigkeiten, so lange im Sattel zu sitzen. Auch die 15 Minuten durch den Regen nach der Schlögener Schlinge stellten keine Problem, eher eine willkommene Dusche bei der Hitze dar.
In Linz angekommen, führte mein Weg zum Hotel “Wilder Mann (61€ incl. Frühstück)” direkt durch die Innenstadt. Das Hotel war in Ordnung, bot für mein E-Bike einen abschließbaren Schuppen und die Möglichkeit zur Aufladung. Das Zimmer war sauber…mehr brauche ich nicht. Die Innenstadt war fußläufig zu erreichen…und um 17:30 Uhr saß ich in einem italienischen Eiscafé am Hauptplatz, direkt gegenüber der Dreifaltigkeitssäule.
Von Linz selber habe ich nicht viel gesehen, war auch gar nicht eingeplant. Mir hat es gereicht, einfach nur auf dem Hauptplatz zu sitzen, meinen Kaffee zu trinken, dem Treiben zuzusehen, den Tag Revue passieren zu lassen und das Jetzt zu genießen.
Tag 4 | Linz -> Melk (mit Abstecher KZ Mauthausen) | 99 km | Di 10.05.22
07:00 Uhr aufstehen, sehr gutes Frühstück, 08:30 abfahrbereit.
Heute ging es links der Donau weiter…denn es stand der Besuch des Konzentrationslagers Mauthausen, dem größten KZ der Nationalsozialisten auf dem Gebiet Österreichs, auf dem Programm.
Knapp 20 km hinter Linz, nach einem mega steilen Anstieg auf den letzten 2 Kilometern, liegt die Gedenkstätte Mauthausen. Ich hatte im September ´21 Auschwitz mit einer gebuchten Führung besucht. Mauthausen ist kleiner als Auschwitz, aber ich fand es persönlich wesentlich beeindruckender. Vielleicht lag es daran, daß man über Auschwitz schon zu viele Dokus gesehen hat, während der Führung zu viele Infos bekam, die man kaum verarbeiten konnte, dort auch von einem Punkt zum anderen “getrieben” wurde…oder aber, weil ich in Mauthausen fast alleine war, in “Ruhe” durch die Anlage gehen und mir die Mahnmale und Räume ansehen konnte. Die Stille war bedrückend, in der “Dusche”, vor der “Genickschußecke” und dem “Ofen” zu stehen…das sind Eindrücke, die man niemandem richtig vermitteln kann.
Die “Todesstiege” und die “Fallschirmspingerwand” sind weitere Zeugen, die die Grausamkeit der Menschen belegen und einem die Tränen in die Augen treiben
Um 13 Uhr machte ich mich dann auf den Weg Richtung Melk. Im Gegensatz zur “landläufigen” Internetmeinung, daß man keine feste Tagesplanung haben und demzufolge auch nicht die Hotels im Voraus buchen sollte, stand mein Tagesziel fest. Hotel “Weisses Lamm” (46,60 incl. Frühstück) in Melk. Dieses “Der Weg ist das Ziel” – Ding ist überhaupt nicht meine Welt, mit diesem Lebensmotto kann ich absolut nichts anfangen. Melk war der Plan, Melk wurde um 18 Uhr erreicht.
Der Weg dorthin ist unspektakulär. Bis kurz vor Melk bin ich linksseitig der Donau gefahren, viele kleine Stops eingelegt, um die Füße in die Donau zu halten, oder, wie in Grein, an einem Bikertreff einen italienischen Kaffee zu trinken. Es gibt wunderschöne Bauten entlang der Strecke, aber keine spektakulären Abenteuer, keine atemberaubende Abfahrten zu bestehen…es ist einfach die Ruhe und das Genießen des Hier und Jetzt in dieser wunderschönen Umgebung, was den Trip ausmacht.
Kurz vor Melk geht es dann über die Brücke auf die rechte Seite der Donau in die Stadt Melk. Meine Pension lag in der Innenstadt, direkt neben dem Stift Melk. Das Zimmer war riesig, sauber, ein Abstellraum mit Lademöglichkeit für mein Bike gab es auch.
Noch eine Bemerkung zur Ausrüstung…zwei Dinge waren Gold wert: Meine flache Powerbank, an der in der Rahmenfahrradtasche mein Handy angeschlossen war (habe ausschließlich mit Google Maps navigiert) und meine für 17€ bei AMZ gekaufte gepolsterte Radlerunterhose. Kein Scheuern, mein Hintern tat mir nicht weh…NULL PROBLEMO trotz 160 km Fahrt in zwei Tagen. Aber eins habe ich auch gelernt: Vergesse nie deine Sonnencreme…ich hab nach zwei Tagen ausgesehen wie ein gesottener Hummer. Also raus aus dem Hotel, ab zu Aldi…Grundversorgung.
Gemütlich ein Kaffee in der “Innenstadt” trinken…und dann stand die Erstbesteigung des Stift Melk an. Ich habe die Anzahl der Stufen hoch zum Stift nicht gezählt…aber eigentlich wollte ich seit Nepal keine Stufen mehr steigen. Aber was soll´s. Der Garten des Stifts ist bei untergehender Sonne schon ein Erlebnis, genauso wie der Blick über die Stadt und auf die Donau.
Um 20:30 Feierabendkaffee…
Tag 5 | Melk -> Krems (mit Besuch Stift Melk) | 50 km | Mi 11.05.22
Nach einem sehr guten Frühstück stand der ganze Mittwoch Vormittag im Zeichen des Besuchs des Stiftes Melk. Fast drei Stunden bin ich durch das Stift gelaufen, hab mir Alles in Ruhe angesehen, Photos gemacht, wo man keine machen durfte (ich war fast immer alleine). Infos über das Stift gibt es genügend im Netz, die brauche ich hier nicht zu wiederholen. Aber es war beeindruckend und hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Um 13 Uhr ging es dann in brütender Hitze, aber mit Sonnencreme, Richtung Krems.
Hier habe ich den einzigen Fehler während des Trips gemacht: Um 20€ zu sparen, habe ich einen Gasthof außerhalb Krems gebucht. Die Landpension Gschwantner in Langenfeld kostete zwar “nur” 46,10€, lag aber 8 km nördlich von Krems…und ich habe den Anstieg völlig unterschätzt. Auch mit dem E-Bike machte diese Strecke überhaupt keinen Spaß…zumal in dem Kaff absolut tote Hose war und ich ab 17:00 Uhr dort rumhing und nur auf den nächsten Morgen gewartet habe.
Um zur Pension zu kommen, mußte ich durch die Kremser Innenstadt…und habe zu meinem großen Leid konstatieren müssen, wie schön es dort gewesen wäre und wie viele Eiscafés es dort gab…
Tag 6 | Krems -> Wien | 93 km | Do 12.05.22
Nach Absprache mit der Besitzerin der Landpension habe ich um 06:30 Uhr gefrühstückt, alle notwendigen Sachen hat sie mir in den Kühlschrank gepackt. Um 07:15 Uhr wurden die letzten 93 km nach Wien in Angriff genommen. Zuerst die 8km abwärts zurück nach Krems…und dort immer an der Donau entlang bis nach Wien.


Vorbei an riesigen, aber leider noch nicht blühenden Marillenfelder und an wunderschönen Burgen war die Fahrt nach Wien völlig entspannt. Auch die brütende Hitze tat der Entspannung und dem Spaß am Fahren keinen Abbruch.
Gegen 12:30 Uhr tauchten die ersten Ausläufer Wiens auf:

Um 13:30 kam ich dann nach 353 km in meinem Hotel “Suite Hotel 200m zum Prater” an. Das Hotel war abgerockt, veraltet…aber hatte Bad/Dusche/Küche, drei(!) Betten, ein 90er Jahre Fernsehen, Internet, welches nicht funktioniert. Fahrrad konnte ich auf dem Zimmer unterbringen…und es kostete nur 96€ (incl. 08/15 Frühstück) für zwei Nächte. Genial war die aber die Lage. Nur 5 Minuten bis zur Staßenbahn…und von dort aus 10 Minuten bis zum Schwedenplatz.
Um 15 Uhr machte ich mich auf in die Innenstadt. Da eine kleine Demo in der Stadt war, wurden die Trams umgeleitet. Ich bin einfach “irgendwo” ausgestiegen, denn ziel- aber nicht planlos in einer Stadt rumlaufen, staunen und Kaffee trinken…das ist meine Welt.
Den ersten Kaffee in Wien habe ich dann auf dem Platz direkt vor der Karlskirche zu mir genommen…kein schlechter Platz, um Wien zu begrüßen.
Von dort aus ging es dann Richtung Stephansdom. Wie in Rom, Venedig oder auch Krakau nehme ich jede kleine Gasse mit, nehme mir meine Zeit, die Umgebung aufzusaugen.
Wien strahlt eine Ruhe, ein Flair aus, wie ich es noch in keiner Stadt erlebt habe…aber um alles zu besichtigen und auch zu würdigen, braucht man wahrscheinlich Jahre. Ich hab mir den Dom angesehen, bin von einer Sehenswürdigkeit und von einem Platz zum anderen gelaufen… habe mich treiben lassen. Der Vorteil war, daß ich an einem Wochentag nachmittags in der Innenstadt war…sie war keineswegs überlaufen, fast leer.
Den Abend habe ich bei einem Kaffee im Eissalon am Schwedenplatz ausklingen lassen.

Tag 7 | Wien – Die lebenswerteste Stadt der Welt | Fr 13.05.22
Der gestrige Abend im Hotel…zum Vergessen. Fernseher uralt, “Schnee von gestern”, im wahrsten Sinne des Wortes, Küche runtergekommen, Betten naja. Internet ein Albtraum, Frühstück kontinental einfach. Hier meine Bewertung bei Booking.com:
10 min zu Fuß vom Hotel lag mein erstes Ziel für die heutige Wien-Druckbetankung: das Hundertwasserhaus. 08:30, nach einem erbämlich kargen und billigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg. Und wie bei allen wunderschönen Sehenswürdigkeiten in Wien…staunen, wirken lassen, Photos machen.
Um 9:30 ab in die Straßenbahn, am Schwedenplatz umsteigen, 10:00 Uhr Schloß Schönbrunn. Ich habe mir das Schloß nur von außen angesehen, bin durch den frei zugänglichen Teil des Gartens gelaufen, habe den “Berg” zum Café Gloriette bestiegen, den unglaublichen Ausblick genossen…und hatte zu dem Zeitpunkt schon meine 10 000 Schritte absolviert.
12:00 Uhr mit der Tram zurück zum Schwedenplatz…und dann den ganzen Tag treiben lassen. 30 000 Schritte, 21 km durch Wien “flanieren”, die 343 Stufen im Südturm des Stephansdoms erklommen, mehrere Kaffee getrunken…Wien ist unglaublich, die Eindrücke, die auf einen einprasseln, nicht zu beschreiben.
Um 17 Uhr habe ich dann “Time Travel | A magical Vienna History Tour” gegönnt, eine 50 minütige Multimediashow durch die Geschichte Wiens, die ihr Geld wert war.
Verzichten mußte ich leider auf die Kaffeehauskultur und das Schnitzel essen…es war Freitag, die Stadt wurde richtig voll. Sowohl bei “der K. u. K. Hofzuckerbäckerei Demel” als auch beim “Figlmüller” und anderen berühmten Lokalitäten standen die Leute Schlange…ein Grund mehr, nochmal zurückzukommen.
Gegen 22 Uhr war dann endgültig Feierabend, erledigt vom Laufen und den Eindrücken.
Tag 8 | Wien – Mainz | Sa 14.05.22
Das Frühstück war morgens um 7:30 noch armseliger als am Vortag…weder Wurst noch Käse waren vorhanden. Ich hab das Beste draus gemacht, hatte mich in weiser Voraussicht am Vorabend bei Aldi eingedeckt. Also ab aufs Zimmer, Reste gefrühstückt, Kaffee für die Rückfahrt vorbereitet…und um 08:45 ging es dann mit dem Bike Richtung Hauptbahnhof.
Zwar ging mein Zug Wien – München -Monnem – Mainz erst um 10:30 und der HBF war mit dem Bike nur 20 min entfernt, aber ich wollte die Fahrt dorthin einfach genießen. Wie es der Zufall wollte, kam ich noch am Schloß Belverde vorbei. Runter vom Bike, 30 Minuten “besichtigen”, Photos gemacht…ab zum Bahnhof. 09:45 Ankunft am Bahnhof…und ab da ging nichts mehr.
Diese Rückfahrt war kein Glanztag in der Geschichte der Bahn…Verspätungen, Zugausfälle, Anschlüsse verpaßt. Über seltsame Umwege war ich um 21:30 Uhr endlich in Mainz (statt, wie vorgesehen, um 19:18 Uhr), um 22:00 zuhause.
Fazit
Meine erste Bike-Tour…und das gleich über 350 km, 4 Tage bis zu einer der schönsten Städte der Welt. Diese Tour war dazu gedacht, auszuprobieren, ob diese Art des Reisens etwas für mich ist. Mein Bike fuhr perfekt, ich hatte weder zuviel noch zuwenig Gepäck dabei, die Route war traumhaft, die Eindrücke unvergesslich. Dieses entschleunigte Reisen ist genau meine Welt…ich werde es wieder machen.
Und Wien??? Wien wird mich wiedersehen…nicht nur einmal